Historie
Familienbetrieb mit Leidenschaft seit 1804
Tauchen Sie ein in eine Zeitreise unserer Backkultur.
1804, zu Zeiten Napoleons und einer französischen Pfalz, gründete Anton Lanzet eine kleine Bäckerei in Herxheim bei Landau. Damals unterschied sich die Arbeitsweise eines Bäckers in seiner Backstube nur unwesentlich von seinen Berufskollegen im Mittelalter. Es herrschte die reine Handarbeit beim Kneten, Teilen und Formen der schweren Teige. Der Ofen musste in aller Frühe mit Holz befeuert werden, während das „romantische Arbeitslicht“ von Petroleum gespendet wurde und das Mehl in Hundertkilosäcken ankam. Ein Knochenjob im Schweiße des Angesichts. Daran änderte sich auch so schnell nichts und so musste die zweite Generation ebenfalls Anton Lanzet (geb. 29.12.1803) unter bayrischer Regierung in Herxheim sein tägliches Brot verdienen. Die Konkurrenzsituation unter den Berufskollegen war moderat und die Schnelllebigkeit ernährungsspezifischer Modeerscheinigungen hielten sich in Grenzen.
So kam erst die 4.Generation mit Franz Lanzet in den Genuß von Elektrizität.
Franz (geb. 1863) war der erste Lanzet dessen Körperfülle und Dominanz auf einem Foto abgebildet war. Er übernahm 1886 den elterlichen Betrieb.
Mit der Elektrizität fanden mechanischen Knetmaschinen Ende des
19. Jahrhunderts ihren Einzug. Ein großer Sprung für unser Handwerk.
Doch die Industrielle Revolution mit ihren zentralen Großbetrieben drängte das Handwerk in den Hintergrund. Mit dem Zusatz von Malzprodukten in den 80er Jahren des 19.Jahrhunderts und der Einführung der standardisierten Preßhefe begann für die Weizenbäckerei eine neue Zeitrechnung. Unter diesen Voraussetzungen im neuen Jahrhundert konnte der erste Lehrling von Franz Lanzet sein Sohn Jakob am 01.12.1909 eine Lehre beginnen. Diese endete laut Archiv der Handwerkskammer der Pfalz am 30.11.1912 mit Erfolg.
Trotz der schweren Zeit während und nach dem ersten Weltkrieg, machte sich Jakob Lanzet mit seiner Familie auf den Weg nach Ludwigshafen und eröffnete in der Maxstraße eine Bäckerei. Ludwigshafen war eine aufstrebende Industriestadt und ein Magnet für viele Menschen, die nach einer langfristigen Perspektive suchten. 1929 war auch das neue Stammhaus in Friesenheim fertiggestellt. Obwohl die wirtschaftlichen Zeiten sehr schwierig waren, Deuschland unter Reichspräsident Hindenburg 6 Millionen Arbeitslose hatte, konnte sich Jakob Lanzet mit seinem Cafe und für die damalige Zeit feinen Konditoreiprodukten wirtschaftlich nach oben arbeiten. Dies allerdings forderte seinen Preis. Jakob Lanzet starb vor dem 2.Weltkrieg 1938 im Alter von 43 Jahren. Seine Frau Thekla nun Witwe und Mutter dreier Kinder musste in den Folgejahren schwierige Aufgaben lösen. Als eingetragenes Mitglied der Bäckerinnung Ludwigshafen und mit der Unterstützung ihrer Tochter Amanda führt sie das Geschäft weiter, da ihr Sohn Arnulf im Krieg war. In den Nachkriegsjahren bis 1948, vor der Einführung der DM, standen sich die Rationierungen mit Lebensmittelkarten und die Not der Bevölkerung gegenüber. Dies war auch ein Balanceakt zwischen der eigenen wirtschaftlichen Situation und dem Mitgefühl für Andere deren Brotmarken nicht reichten. Durch nicht näher erwähnte Tricks von Amanda bei der Mehlzuteilung konnte man dem etwas Rechnung tragen.
1948 kann Thekla Lanzet ihrem Sohn Arnulf, der als Soldat die Bäckerstochter Anna Ohmer in Herxheim bei Landau heiratete, das Unternehmen übergeben.
Dieser hatte 1948 nach erfolgreicher Konditorenlehre im Cafe Kunz in Landau seine Meisterprüfung abgelegt. Von nun an beginnt die Ära von Arnulf Lanzet.
Ein Mann, der in seiner Persönlichkeit voller Energie steckte. Mit der neuen Währung ging es für Kinder, die kurz vor oder währen dem Krieg geboren wurden, spürbar aufwärts, denn diese hatten noch nie besser Zeiten erlebt.
Das Nachholbedürfnis bei Nahrungsmitteln war immens, so dass Arnulf seine gesamte Energie in die Produktion von relativ wenig Sorten Backwaren in relativ großen Mengen stecken konnte. Die Wirtschaftswunderjahre mit dem individuellen Streben nach Wohlstand waren auch ein Schub für Investitionsgüter. Die Bäckereien erwarben bessere Knetsysteme, die Aufarbeitung der Teiglinge mit Hilfe von Maschinen wurde rationeller und der Einzug der „Blechkisten“, wie die neuen Öfen von älteren Bäckermeistern genannt wurde, lösten die gemauerten Steinöfen ab.
Das Aufheizen vor Arbeitsbeginn und während der Arbeit entfiel. Ein riesiger Meilenstein und eine ernorme Erleichterung.
Anfang der 60er Jahre wurde das Cafe, der Laden vergrößert und neue Backideen entstanden. Hilfreich bei dieser Vielfalt war der immer wichtiger werdende Einsatz von Kälte mit deren Hilfe man nun in der Lage war, zeitlich unabhängig Teiglinge zu produzieren und diese verzehrsfrisch dem Verbraucher nach Bedarf anzubieten.
Nachdem Arnulfs Sohn Ulf Lanzet 1980 und 1982 seine Meisterprüfung als Bäcker und Konditor ablegte, übernahm er 1988 die Bäckerei.
Im Jahr 1989 erblickte Sebastian Lanzet das Licht der Welt, der ebenfalls seine Liebe zum Handwerk entdeckte. Nachdem er in Mannheim Konditor gelernt hat und im eigenen Betrieb als Bäcker ausgebildet wurde, absolvierte er die Bäckermeisterprüfung im Jahr 2013 in Weinheim. Mit langjähriger Erfahrung im Ausland und weiteren Betrieben, freuen wir uns die Bäckerei und Konditorei Lanzet in kurzer Zeit der achten Generation zu übergeben.